"Die bloße Unterdrückung des Schattens ist ebenso wenig ein Heilmittel, wie Enthauptung gegen Kopfschmerzen (...), die Versöhnung der Gegensätze ist eines der wichtigsten Probleme, das selbst in der Antike einige Geister beschäftigte." C.G.Jung Liebe Freunde, im letzten Block habe ich ja bereits ausführlich den ersten Schritt zur Überwindung des Lampenfiebers erläutert. Nämlich - das Lampenfieber ganz bewusst als Teil seines Selbst anzuerkennen. Heute möchte ich einen möglichen weiteren Schritt vorstellen, sich seinem Lampenfieber zu nähern. Es gibt sicherlich einige unter Euch, die ganz genau wissen, woher ihr Lampenfieber rührt. In meiner langjährigen Arbeit als Lehrerin und Coach habe ich es aber vermehrt erlebt,dass auf meine Frage, woher denn das Lampenfieber kommen könnte, nur ein Schulterzucken erfolgte. Der eine sagt: "… keine Ahnung, ich habe das schon, so lange ich mich erinnere“… der Andere …“ Lampenfieber muss man haben" oder “ Lampenfieber gehört dazu, sonst spiele ich nicht gut“. Sehr oft höre ich auch.“ Mein Lehrer sagt, Lampenfieber gehört einfach dazu, finde Dich damit ab“. Diese Gedanken sind mir nicht fremd. Da das Lampenfieber im Regelfall ja sowieso schon über Jahre nervt, ist man weniger geneigt, es mit Freuden anzunehmen und zu betrachten. Und dennoch! Ich erachte das insofern von Bedeutung, weil das Erkennen der möglichen Ursache(n) in Konsequenz jeweils unterschiedliche Lösungsschritte nach sich zieht. Ich habe es schon erlebt, dass Lampenfieber mit autogenem Training "bekämpft" werden sollte, obwohl die eigentliche Ursache eine spieltechnische Überforderung war. Nachfolgend habe ich eine Übersicht verschiedenster Gründe für Lampenfieber erstellt, erhebe allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Diese Übersicht kann Dich unterstützen, mögliche Ursachen für Dein Lampenfieber zu erkennen. Lies Dir jeden einzelnen Punkt selbst laut vor. Beginne den Satz mit: „Ich habe Lampenfieber, weil...“ und setze dann jeweils eine der möglichen Ursachen dahinter. Dann stellst Du Dir eine Skala von 0 bis 7 vor, wobei 0 gleichbedeutend ist mit: „trifft gar nicht zu“ und 7 bedeutet: „trifft voll und ganz zu“. Nachdem Du Dir den Satz laut gesagt, hast, spüre in Dich hinein, oder frage Dich, bei welcher Zahl Du auf der Skala ein Kreuz machen würdest. Du kannst den Fragebogen auch am Ende des Blogs downloaden. So gehst Du alle möglichen Ursachen der Reihe nach durch und erhältst am Ende einen ersten tiefergehenden Überblick über die emotionale Gewichtung der Aussagen. Sei ehrlich zu Dir!
Ursachen für Auftrittssangst „Ich habe Lampenfieber, weil… ...ich mich selber unter Druck setze. ...ich schlechte Auftrittserfahrungen gemacht habe. ...ich Angst habe, Fehler zu machen. ...ich mich nicht blamieren möchte. ...ich es unangenehm finde, wenn alle mich anstarren. ...ich nicht gern vor Publikum spiele. ...ich glaube, dass das Repertoire zu schwierig ist. ...ich die Konkurrenz zu anderen Musikern fürchte. ...ich Angst habe, das Stück technisch nicht zu beherrschen. ...ich spüre, dass ich auf den Auftritt nicht gut genug vorbereitet bin. ...ich Angst habe, dass mein Gedächtnis mich im Stich lässt. ...ich denke, ich bin nicht gut genug. Womöglich führt die Beschäftigung mit den Fragen erstmals zu einem Aha-Effekt. Denn seien wir mal ehrlich, wer stellt sich schon gerne tagtäglich Fragen über sein eigenes Lampenfieber? Es könnte aber auch nur eine Bestätigung dessen sein, was Du bislang schon selbst wußtest. Falls nicht, gibt Dir die Auseinandersetzung mit diesen Fragen einen ersten Einblick in Deine Gedankenwelt. Und was glaubst DU über Dich? Lest im nächsten Blog: Angst im Kopf Den Fragebogen kannst Du noch einmal hier als PDF downloaden.
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Viele Jahre war Lampenfieber ein treuer Teil meines Lebens.
Ein sehr konstanter Begleiter...hat einige Beziehungen überdauert...Krisen überstanden…Geldmangel...Ortswechsel...und ist mir dennoch niemals von der Seite gewichen…wer kann das schon von einem Partner behaupten? Und dennoch - auch wenn ich Treue sehr zu schätzen weiß - ich wollte mich trotzdem von ihm trennen. Es war äußerst lästig, in bestimmten, mir wichtigen Situationen, immer wieder Herzrasen und schwitzige kalte Hände zu bekommen oder abstruse Gedanken auszuleben, inklusive eines Worst-Case-Szenarios vor meinem inneren Auge - dem Tode geweiht, wie im Colosseum im alten Rom! Nun - mein Lampenfieber war sehr geschickt. Ich versuchte, es loszuwerden, wähnte es des Öfteren abgeschüttelt und aus heiterem Himmel stand es plötzlich wieder vor der Tür. Genauso schön und stark wie zuvor! Ich habe in den gemeinsamen Jahren viele interessante Ansätze und Methoden aus Psychologie, Naturheilkunde und der Esoterik verfolgt, alle mit einem gemeinsamen Ziel: die Bühnenangst loszuwerden, um frei und beseelt zu musizieren. Alles, was ich im Laufe der Jahre ausprobiert habe, hatte in der jeweiligen Situation
Sinn und Verstand. Ich war immer umtriebig und habe geschaut, welche Möglichkeiten zur Verfügung standen und welche neuen Methoden sich etwa gerade neu etablierten, die mir helfen könnten, mit dem Lampenfieber besser umzugehen. Nichts von all dem hat langfristig zum Erfolg geführt. "
"Was für ein Wörtchen?", wirst Du vielleicht fragen. So unwahrscheinlich es auch klingt - Das kleine Wörtchen, welches alles veränderte hieß - JA! Lass mich hier an dieser Stelle eine Empfehlung aussprechen. Du kennst das sicher aus eigener Erfahrung - in den allermeisten Fällen neigt man dazu, das Lampenfieber wie einen Feind zu betrachten. Ich erinnere mich sehr gut, dass ich ständig versucht habe, es auszublenden, es aus meinen Gedanken wegzuwischen und in meinen Gefühlen nicht zuzulassen. Mein ganzes Bestreben in den vergangenen Jahren war darauf ausgerichtet, es nicht wahrnehmen zu wollen und es loszuwerden. Mit dem Ergebnis, dass es im Laufe der Zeit immer stärker wurde! Erst als ich begann, es anzuerkennen und bewusst "JA" zu sagen änderte sich alles. Meine wichtigste und erste Empfehlung ist: Nimm das Lampenfieber bewusst an! Dies ist der erste Schritt zum befreiten Musizieren. Sage zu Dir selber laut:…“ JA, ich weiß, du bist da und du bist ein Teil von mir…und ja, es hat einen Grund, dass es dich gibt...“ Das macht zwar noch lange nicht, dass es dann wie von selbst verschwindet, aber es ermöglicht eine ganz bewusste und gezielte Auseinandersetzung mit dem Thema. Mit diesem JA öffnest Du eine Tür. Eine Tür, die Dir die Gelegenheit bietet, hinter das Lampenfieber zu schauen, zu fühlen und zu hören, was es Dir sagen will. Du hast richtig gehört! Dein Lampenfieber kann Dir viel erzählen, zum Beispiel wozu es da ist, was es für einen Zweck erfüllt. Möglicherweise will es Dich vor bestimmten Situationen bewahren, Dich schützen? Gedichte aufsagen, singen, der "lieben Verwandschaft" sein Können präsentieren, Prüfungen in der Schule oder anderweitige Begebenheiten, in denen Menschen Kritik geäußert haben - all das sind mögliche frühe Ursachen für aufkeimendes Lampenfieber in uns. Die Liste ließe sich beliebig erweitern. Aber auch in späteren Jahren gibt es genügend Möglichkeiten und Situationen, in denen sich Lampenfieber langsam aber stetig einnisten kann. Und genau hier passiert es! All das, was wir in diesen Augenblicken denken und fühlen, welche Konsequenzen wir daraus ziehen - all das speichern wir in unserem Gehirn ab - und zwar dauerhaft. Und aus Angst vor Wiederholung - aus Angst vor Blamage und vor Fehlern - schaltet unser Gehirn auf den "Gefahren-Modus" um, der tief in uns verwurzelt ist und der mit den übermäßig starken Lampenfiebersymptomen einhergeht. Es geht aber auch anders! Es gibt Menschen, die augenscheinlich die Gabe besitzen, genau die gleiche Situation völlig angstfrei zu erleben. Was machen sie anders? Haben diese Menschen keine Angst vor Blamage, vor Fehlern? Dazu in einem späteren Artikel mehr... Jedes Lampenfieber hat also eine auslösende Ursache oder mehrere sich addierende Situationen, die dazu führten, dass es entstanden ist. Also behaupte ich jetzt hier einfach mal, es gibt bei jedem Geplagten eine Zeit vor bzw. ohne Lampenfieber! Jeder hat die Fähigkeit, KEIN Lampenfieber zu haben! Das wiederum lässt die Schlussfolgerung zu, das es auch eine Zeit nach bzw. ohne Lampenfieber geben kann. Ein Grund mehr, sich seines Lampenfiebers voller Vorfreude auf die kommende angstfreie Zeit zu widmen. Bis zum nächsten Mal, Kathrin Jäger www.befreites-musizieren.de Lest im nächsten Artikel: Den Symptomen DEINES Lampenfiebers auf der Spur.
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Über mich Wieso ich über Lampenfieber schreibe? Weil es nervt, Kraft kostet und weil ich es liiiiiebe, Musik zu machen. Grund genug, meine Erfahrungen auf dem Weg zum Musizieren ohne Bühnenangst mit allen Interessierten zu teilen. Ja - es gibt eine Leben ohne Lampenfieber! Ich zeige es Euch. Archiv
Dezember 2017
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