Befreites Musizieren
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     "Lampenfieber Adé - es geht auch ohne!"

Angst imKopf

2/10/2021

 
Ein herzliches Hallo an Dich,

Heute möchte ich Dich einladen, mir auf eine Reise in die unglaublich perfekten
und komplexen Strukturen Deines Gehirns zu folgen.
Schauen wir einmal, wo das Lampenfieber herkommt, bzw. wie es entsteht und durch welche Symptome es sich bemerkbar macht.

Also - woran erkennst Du, dass Du Lampenfieber hast?
​​
Starkes Lampenfieber oder Bühnenangst sind ja deshalb nur so unangenehm,
weil sie mit den dazugehörigen typischen Symptomen einhergehen. Diese
Symptome sind einer ausgeklügelten, unbewusst ablaufenden Reaktion des
Gehirns auf Angst bzw. Stresssituationen geschuldet und haben unseren
Vorfahren oftmals das Leben gerettet.
Nun magst Du denken, dass es in Stress- oder Angstsituationen nicht besonders
dienlich für Dich ist, verstandesgemäß zu wissen, was gerade bei Lampenfieber
in Deinem Gehirn und Deinem Körper passiert und zu wissen, dass Du diese
Reaktion nicht bewusst steuern kannst.

Du kannst es aber auch anders sehen.... das Wissen darum ermöglicht es Dir, viel
gezielter zu überlegen, an welcher Stelle des gesamten Prozesses welches Verhalten
und welche Maßnahmen gerade erfolgversprechend sein könnten,
damit Du Dein Lampenfieber beherrschst und nicht Dein Lampenfieber Dich!

Und nun folge mir auf eine Reise in Dein Wunderwerk Gehirn!

Ich vermute einmal, dass Du bereits weißt, dass das Ziel unseres Gehirns ist,
unser Überleben zu sichern und in Notsituationen, die unser Überleben
gefährden, Handlungsoptionen und somit die Chance auf überleben zu haben.
Und sicher hast Du auch bereits von der sogenanntem Kampf-Flucht-
Erstarrungsreaktion gehört. Lass‘ uns genau hier eintauchen.

Was passiert also in Deinem Körper, wenn Gefahr droht?


Nehmen wir einmal an, Du siehst einen Hund, der bellend oder
zähnefletschend auf Dich zuläuft. In diesem Augenblick signalisieren Dir Deine
Sinnesorgane, also Deine Augen und Ohren, beim Anblick des Hundes oder beim
Hören des Bellens, Gefahr. Diese Signale werden an einen winzig kleinen Teil
Deines Gehirns weitergeleitet, den „ Locus coeruleus“. Übersetzt bedeutet das
soviel wie „himmelblaues Zentrum“ oder „himmelblauer Ort“. Klingt schön, nicht
wahr? Das kommt daher, dass diese Region blau durchscheinend ist.... dieser
kleine Teil sitzt in der ältesten Region Deines Gehirns überhaupt. Im Hirnstamm.
Das himmelblaue Zentrum, schüttet bei Gefahr sofort Noradrenalin aus, welches
den Körper in einen sehr aktiven, wachen und bewussten Zustand versetzt.

Die Wirkung dürfte ungefähr 10 mal so stark sein wie die von Red Bull...

Gleichzeitig alarmiert das himmelblaue Zentrum das limbische System, welches
für unsere Emotionen verantwortlich ist, insbesondere den Mandelkern. Der
Mandelkern, auch Amygdala genannt, sitzt ebenfalls im Stammhirn und ist das
Angstzentrum Deines Gehirns. Der Mandelkern weiß aufgrund seiner langen Existenz im menschlichen Gehirn sehr wohl, wie wichtig es ist, in Gefahrensituationen lebenserhaltend zu reagieren. Auch wenn wir mit Säbelzahntigern und ähnlich gefährlichen Tieren in
der heutigen Zeit seltener in Berührung kommen, funktioniert das
Verteidigungssystem unseres Stammhirns nach wie vor auf die gleiche Art und
Weise. Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde checkt Dein limbisches System alle
Informationen, die in Deinem Gedächtnis gespeichert sind und überprüft Deine
Erinnerungen einschließlich der dazugehörigen Gefühle auf bereits vorhandene
Erfahrungswerte .
Wenn der knurrende Hund nun an Dir vorbei rennt oder Du erkennst, dass es der
Hund Deines Nachbarn ist, erhält der „Locus coeruleus“ die Information, dass
keine Gefahr besteht und drosselt sofort wieder die Ausschüttung des
Noradrenalins. Die Körpersysteme, die sich auf die höchste Alarmstufe
vorbereitet hatten, kehren wieder in den normalen Zustand zurück.
Das, was ich hier gerade beschrieben habe, kann man sich vielleicht am ehesten
am Beispiel der sogenannten Schrecksekunde vorstellen. Wir wissen alle
selber sehr gut, wie es sich anfühlt, wenn einem der Schreck in die Glieder fährt
und dass es doch etwas Zeit braucht, bis die Körperfunktionen auf normal zurück
gefahren sind.

Wenn die Überprüfung durch das limbische System allerdings die Gefahr
bestätigt, dann geht’s erst richtig los... die Amygdala aktiviert, wie eine Art
Rauchmelder, ganz schnell das autonome oder auch vegetative Nervensystem,
dass ernsthaft Gefahr im Verzug ist! Das heißt deshalb autonom, weil es ohne
unseren bewussten Einfluss agiert...das heißt, spätestens an dieser Stelle,
können wir nicht mehr eingreifen, weil hier unbewusste Prozesse ablaufen, die
durch Verstand und Denken nicht mehr zu steuern sind!
Das ist insofern von Bedeutung, als dass man sich bewusst machen muss, dass sehr starkes Lampenfieber oder Bühnenangst in den
Symptomen solch einer Gefahrensituation gleicht!
Nun wird vielleicht auch klar, wieso bei Panik oder Bühnenangst wohlwollende
Worte wie:“ Du brauchst doch nicht aufgeregt sein“...“Du schaffst das schon“...
„Du kannst das doch“ .... überhaupt nicht helfen !!! Das sind alles Aussagen, die
direkt an unseren Verstand gerichtet sind...und der hat gerade nichts zu
melden.... Das vegetative Nervensystem hat hier völlig die Führung und Kontrolle
übernommen-vorbei am „Denkhirn“.
Jetzt ist nicht die Zeit, um sich gemütlich ins Gras zu legen und über die Fellfarbe
oder die Geschwindigkeit des herannahenden Hundes nachzudenken.
Jetzt ist Alarm angesagt.
Die Amydala kurbelt eine Hormonproduktion an, die den gesamten Körper in den
Kampf-oder Fluchtmodus versetzt. Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden produziert,
Vielleicht stockt Dir der Atem, das Herz beginnt zu rasen, der Blutdruck steigt, der Muskeltonus erhöht sich ,Du hast keinen Hunger mehr, dafür könntest Du jetzt einen Sprint rennen oder einen umgefallenen Baum heben.
Und so ganz „nebenbei „ kommuniziert Deine Amygdala direkt mit dem Hippocampus.
Hippocampus heißt nichts anderes als Seepferdchen...und dieses niedliche
Seepferdchen ist u.a. verantwortlich für die Gedächtnisbildung.
Der Hippocampus registriert alle neuen Informationen und gleicht diese mit
bereits gespeicherten ab. Das führt dazu, dass ähnliche oder leicht veränderte
Informationen alte Erinnerungen reaktivieren und mit diesen verknüpft, vermischt
und neu abgespeichert werden.
Dies führt zum einen zu einer durch die Verknüpfung stabileren Gedächtnisspur, zum
anderen aber auch bei jedem Abruf zu einer leicht veränderten Erinnerung.
Im Falle einer Vorspiel-oder Prüfungssituation, die extrem negative Erfahrungen
mit sich gebracht hat, bedeutet dass, dass alle folgenden „ansatzweise
ähnlichen“ Situationen mit dieser verglichen werden und in die gleiche Schublade
gepackt werden...getreu dem Motto:...das hatten wir schon mal...kenne ich
bereits...das geht so oder so aus und fühlt sich xy an...und in diesem Fall wird
jede neue Erfahrung mit der alten verglichen und verknüpft...so wird die
Gedächtnisspur eben leider auch hier ungünstigerweise immer stabiler... die
Situation hat sich als Erinnerung in die tiefsten Winkel Deines Gehirns
eingebrannt und wird sofort bei ähnlichen wieder aufblitzen...
Durch die hohe Ausschüttung von Stresshormonen wird es dem Hippocampus
regelrecht eingetrichtert:....
Nicht vergessen! Diese Situation bedeutet Gefahr!!!

Dies ist also die Stressreaktion Deines Körpers!

Doch was passiert, wenn eine Situation sich so bedrohlich anfühlt, dass man sich
hilflos fühlt? Das man das Gefühl hat, der Situation ausgeliefert zu sein, handlungsunfähig?
Es gibt Situationen, in denen ist Kampf und Flucht keine Option.
Die erlebten Situationen können von außen betrachtet harmlos wirken –
entscheidend ist die innere Wahrnehmung. Mir fallen gleich ein paar Beispiele zur
Verdeutlichung ein. Schüler/Lehrer...Eltern/Kind ....
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie der Körper darauf reagieren kann. Entweder erleben wir
einen Zustand der Überaktivierung oder von Angst überwältigt schalten wir innerlich ab
wie ein elektrisches Gerät, indem es durch überhöhten Stromfluss zu einem Kurzschluss
kommt. Für diese Reaktion verantwortlich ist der Vagusnerv.
Wenn wir weder kämpfen noch fliehen können, weil wir uns vollkommen hilflos fühlen und
jede Hoffnung auf Rettung verloren glauben, kollabieren wir und erstarren. Bei uns
Menschen bezeichnen wir diesen Zustand als Trauma. Erinnern wir uns daran, dass es
sich um eine autonome oder automatische Reaktion handelt, wir können sie nicht
bewusst steuern.

Anders als unter Stress wird bei solch einer großen emotionalen Belastung der Betroffene
in einen sogenannten Isolationszustand versetzt, mit dessen Hilfe die Natur versucht
Schmerz zu dämpfen. Wir Menschen sind bei einem Trauma gleichzeitig überaktiviert und
wie in einem Nebel gehüllt. Unser Denken versagt uns komplett den Dienst. In solchen
Situationen finden wir häufig keine Worte und verlieren das Raum und Zeitgefühl, wie
erstarren in einem Zustand simultaner Aktivierung und Dissoziation.

Nach einer einzigen Erfahrung dieser Art wird die Kampf- oder Fluchtreaktion nur allein
durch Erinnerungen oder Gedanken an das ursprünglich Ereignis oder durch
entsprechende Fantasien aktiviert.
Das erklärt, warum Musiker, die eine traumatische Erfahrung erlebt haben und seither
unter akuter Bühnenangst leiden, in die Vermeidung gehen. Schon allein der Gedanke an
ein Konzert oder eine Prüfung in der Zukunft und ein damit erneutes Scheitern ist eine
Horrorvision.


Und um zum Abschluss unseres kleinen Exkurs in Dein Gehirn dem Ganzen die Krone
aufzusetzen, lass mich noch eine Anmerkung machen.
Wir sind nach heutigem Wissensstand zu urteilen, als einzige Spezies in der Lage,
Bedenken in die Zukunft zu projizieren, zu grübeln und furchtsame Zweifel zu hegen, und
somit den Stress-Zyklus dadurch nahezu ununterbrochen in Gang zu halten.
Stellt sich abschließend die Frage, was tust du mit diesen Informationen über Deine
Körperreaktion?
Zuallererst ist es für Dich vielleicht interessant zu wissen, wie Dein Gehirn und somit Dein
Körper funktioniert.
Zweitens bestünde eine Möglichkeit darin, dass Du dich jetzt weiter mit der Materie beschäftigst, weil Du Dein Lampenfieber loswerden willst. Dafür gibt es sehr gut funktionierende Methoden. Wenn Du Neugierig geworden bist, dann bleib dabei und freue Dich auf meinen nächsten Beitrag.


Deine Kathrin

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    Über mich

    Wieso ich über Lampenfieber schreibe?

    Weil es nervt, Kraft kostet und weil ich es liiiiiebe, Musik zu machen.

    Grund genug, meine Erfahrungen auf dem Weg zum Musizieren ohne Bühnenangst mit allen Interessierten zu teilen.

    Ja - es gibt eine Leben ohne Lampenfieber!


    Ich zeige es Euch.

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